Sanft schaukeln die kleinen, aus Schilf geflochtenen Fischerboote in den Pazifikwellen. Am Horizont erhebt sich langsam der feurige Sonnenball und färbt den Himmel in einen verführerischen Rotlilaton. Die Wellen rauschen gleichmäßig und beständig. Alles scheint noch zu schlafen, nur die Fischermänner schwingen sich in ihre kleinen Schilfboote wie sie es vor Jahrtausenden schon taten.
Huanchaco: Entspannter Surferort voller Kultur und Tradition
Die sogenannten Caballitos de totora, was übersetzt so viel wie Schilf-Pferdchen bedeutet, sind zweifellos das auffälligste Merkmal des lässigen Surferorts Huanchaco an der Nordküste Perus. Jeden Morgen zum Sonnaufgang schwingen sich die Fischermänner auf ihre Boote wie auf Pferde, die Beine auf jeder Seite des Bots im Wasser hängend, und paddeln entschlossen auf den offenen Ozean zu. Die außergewöhnliche Form der schlanken, schotenartigen Fischerboote, die nach vornhin spitz zusammenlaufen, fällt sofort auf. Repräsentationen dieser charakteristischen Form finden sich auf 2000 Jahre alter Keramik der Moche Kultur, die noch vor den Inkas die Region bewohnte. Seit 2003 zählen die Caballitos de totora zum nationalen Kulturgut Perus, da sie das kulturelle Leben in der nördlichen Küstenregion repräsentieren.
Am frühen Vormittag kehren die Wellen-Cowboys mit ihrer Beute an den langen Sandstrand von Huanchaco zurück. Die fangfrischen Köstlichkeiten werden dann in den zahlreichen Restaurants, die die Strandpromenade säumen, zubereitet. Einige Wissenschaftler vertreten gar die Meinung, Huanchaco sei die Wiege des peruanischen Nationalgerichts Ceviche, bei dem roher Fisch in Limettensaft mariniert und mit Zwiebeln sowie einem paprikaartigen Gemüse serviert werden.
Abgesehen von der langen Tradition und allgegenwärtigen Kultur ist Huanchaco vor allem ein entspannter Surfer-Ort mit internationaler Atmosphäre. Aus aller Welt reisen Menschen an, um die perfekten Pazifikwellen zu reiten. Viele internationale Besucher haben sich mit eigenen Restaurants und Cafés in Huanchaco selbstständig gemacht, da sie die entspannte Atmosphäre des Ortes schätzen.
Historisches Zentrum mit zauberhafter, farbenfroher Kolonialarchitektur
Huanchaco liegt nur 12 Kilometer nördlich der drittgrößten Stadt Perus. Mit dem Bus erreicht man innerhalb von 30 Minuten das wunderschöne historische Zentrum von Trujillo. Das Stadtzentrum verzaubert mit farbenfrohen, gut erhaltenen Kolonialbauten. Stahlblaue Stadtvillen strahlen mit kanariengelben Kolonialkirchen um die Wette. Viele Fenster sind mit kunstvollen Schmiedeeisen-Gittern verziert. Aufwendig dekorierte Holzbalkone schmücken die Häuserfassaden. Das faszinierende Zentrum Trujillos erkundet man am besten staunend zu Fuß.
Der Mittelpunkt des Stadtzentrums ist der weitläufige, blitzblankpolierte Plaza de Armas, der schon den Titel als sauberster Platz Amerikas erhielt. Zweifellos ist er einer der schönsten. Zauberhafte Kolonialbauten, Kirchen und Museen in den für die Region typischen kräftigen Farben säumen den Platz. In der Mitte des Platzes thront eine beeindruckende Statue, die der Arbeit, der Kunst und der Freiheit gewidmet wurde. Auf den zahlreichen Bänken tummeln sich Einwohner wie Touristen und beobachten das bunte, lebendige Treiben auf dem Platz.
Archäologische Schätze: Sonnen- und Mondtempel & die Lehmstadt Chan Chan
Die Region ist außerdem eine wahre Schatzgrube interessanter archäologischer Ausgrabungen längst vergangener Kulturen, die noch lange vor den Inkas die Region bewohnten. Mindestens fünf wichtige archäologische Stätten sind sehr einfach von Trujillo oder Huanchaco aus mit dem Bus zu erreichen.
Chan Chan beispielsweise ist die größte präkolumbianische Stadt, die auf dem amerikanischen Kontinent entdeckt wurde. Bis heute ist sie die größte aus Lehm erbaute Stadt der Welt. Die einstige Hauptstadt der Chimú Kultur bedeckt eine beeindruckende Fläche von rund 20 Quadratkilometern. Sie wurde um das Jahr 1300 erbaut und beherbergte während ihrer Glanzzeiten bis zu 60.000 Menschen. Weitere wichtige Chimú Stätten in unmittelbarer Umgebung sind die Tempel Huaca Esmeralda und Huaca Arco Iris.
Besonders beeindruckend sind auch die zwei Ausgrabungsstätten der Moche Kultur, der Sonnen- und Mondtempel, zwei pyramidenartigen Gebäude, die mitten in einer Wüstenlandschaft stehen. Sie wurden vor etwa 1500 Jahren erbaut und sind damit über 700 Jahre älter als die Chimú-Stätten. Hier kann man faszinierende, farbenprächtige Wandgemälde dieser frühen Kultur bestaunen, die viel Aufschluss über die Kultur und ihre Rituale geben.