Wer heute nach Medellín reist kann kaum glauben, dass die Hauptstadt des kolumbianischen Departments Antioquia mal als gefährlichste Stadt der Welt galt. Medellín war einst die Heimat des weltweit mächtigsten und reichsten Drogenbosses Pablo Escobar, dessen Treiben 1993 über den Dächern der Stadt im Kugelhagel der FBI beendet wurde. Seitdem geht es mit der Stadt beständig bergauf. Medellín hat sich neu erfunden und modernisiert. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Titel der innovativsten Stadt der Welt und setzte sich im Finale gegen Tel Aviv und New York durch. Die zweitgrößte Stadt Kolumbiens liegt im Herzen des Landes in der Zona Cafetera, die für ihr frühlingshaftes Klima, endlose Kaffeeplantagen und Blumenfelder bekannt ist. Die Bewohner dieser Region werden in ganz Kolumbien für ihre Tüchtigkeit geschätzt.
Das Zentrum Medellíns: Kunst, Kultur und Drogenvergangenheit
Der berühmteste Sohn der Stadt ist neben Escobar der Maler und Bildhauer Fernando Botero, dessen typisch wülstige Figuren weit über die Landes- und Kontinentgrenzen hinaus bekannt sind. Im Zentrum Medellíns ist Ihnen ein eigener Platz gewidmet. Den Plaza Botero zieren 23 Bronzeskulpturen des bildenden Künstlers, der zu den wichtigsten in Lateinamerika zählt. Fliegende Händler schwirren über den belebten Platz und frischverliebte Paare lehnen an den polierten, aufgedunsenen Menschen- und Tierfiguren. Auch das exzellente „Museo de Antioquia“, direkt am Platz gelegen, zeigt neben präkolumbianischer und kolonialer Kunst auch Werke des 1932 in Medellín geborenen Künstlers. Bei einem Stadtbummel durch das geschäftige Zentrum gibt es allerhand Kirchen, Museen und Monumente zu entdecken.
Hier spürt man, dass Medellín eine moderne, weltoffene Stadt ist, die sich sehr an internationalen Trends orientiert und eher weniger Interesse für das eigene Land zeigt. In den letzten Jahren hat Sie sich zu einer Kunst- und Kulturhochburg in Lateinamerika entwickelt. Kreative aus aller Welt eröffnen beinahe tägliche neue Shops, Cafés und Galerien. Die traditionelle Seite der Region kann man auf dem Hügel Nutibarra kennenlernen. Hier gibt es die Miniaturversion eines typischen antioquischen Dorfes zu bestaunen. Außerdem erhält man fantastische Blicke auf die Stadt.
Wer die andere Seite der Stadt kennenlernen und in ihre dunkle Vergangenheit eintauchen möchte, der kann auf den Spuren des Drogenbosses Escobar wandeln. Auf geführten Stadtrundgängen kann man seine luxuriösen Anwesen und Büros, den Ort, wo er erschossen wurde sowie sein Grab besuchen und sich teilweise sogar mit Familienangehörigen unterhalten. Ein besonders bizarres Ausflugsziel ist die Hacienda Nápoles, das private Königreich Escobars, etwa vier Stunden von Medellín entfernt. Hier bekommt man einen Einblick in den unvorstellbaren Reichtum, den der Mafiaboss angehäuft hatte. Von seinen exotischen Haustieren, unter anderem Giraffen, Zebras und Nashörner leben heute noch einige auf dem Anwesen.
Mit der Seilbahn über den Dächern der Stadt zum Parque Arví
Medellín besitzt nicht nur die einzige U-Bahn Kolumbiens, sondern auch eine moderne Seilbahn, die den Stadtkern mit den Armenvierteln in den umliegenden Hügeln verbindet. Sie hat die Stadt erheblich sicherer gemacht hat. Besucher gelangen mit der Seilbahn in ca. 20 Minuten zum Parque Arví, der größten Grünfläche Medellíns mit zahlreichen Wanderwegen, Seen und Schmetterlingen. In den modernen Gondeln des Metrocable gleitet der Besucher über die Blechdecher der Comunas, wie die Armenviertel Medellíns genannt werden. Der Blick schweift über bunte Wäscheleinen, belebte Gassen, spielende Kinder und Werkstätten unter freiem Himmel. In der Ferne liegt einem die eindrucksvolle Drei-Millionen-Metropole zu Füßen, die sich sanft in das sattgründe Tal mit seinen Nebelwäldern schmiegt. Besonders ins Auge stechen die drei schwarzen Würfel der postmodernen Biblioteca España, die den rapiden Aufstieg Medellíns durch Bildung weiter vorantreiben soll.
Naturfreunde zieht es außerdem in den botanischen Garten mit seiner ausgezeichneten Orchideensammlung, Schmetterlingsfarm und einer faszinierenden Vielfalt an Bäumen und Pflanzen. Medellín ist nicht nur die Stadt des ewigen Frühlings, sondern auch die Stadt der Blumen. Die „Feria de las Flores“, die jedes Jahr im August stattfindet, überzieht die Stadt mit einem Meer aus Blumen und ist ein absolutes Großereignis in Kolumbien.
Fazit
Medellín hat sich von der ehemaligen Drogenhochburg zu einer der angesagtesten Metropolen Südamerikas entwickelt, die man unbedingt besuchen sollte. Auch wenn es weiterhin Probleme gibt, sind die Touristengegenden heute sehr sicher und den Besucher erwarten unglaublich freundliche Menschen, ein spannendes Nachtleben und eine abwechslungsreiche Kulturmetropole mit fantastischem Klima und vielen Grünanlagen.