Katalonien ist eine historische Autonome Gemeinschaft in Spanien. Im Norden grenzt es an Frankreich und Andorra, im Südwesten an Valencia und im Westen an Aragonien. Östlich befindet sich das Mittelmeer. Durch eine Heirat im Jahr 1469, und zwar heiratete der Kronerbe Aragoniens, Ferdinand, seine Cousine Isabella, die Kronerbin von Kastilien. Als „Los Reyes Católicos“ gingen sie in die Geschichte ein, die Eigenständigkeit Kataloniens blieb aber durch eine Personalunion erhalten. Portugal erlangte im Französisch-Spanischen Krieg 1659 seine Unabhängigkeit wieder, Katalonien versuchte es ebenfalls, hatte aber keinen Erfolg. Zur selben Zeit musste Spanien im Pyrenäenfrieden die katalanischen Gebiete, die nördlich der Pyrenäen lagen, an Frankreich abtreten.
Die Katalanen unterstützen im Spanischen Erbfolgekrieg 1713 Erzherzog Karl, den Habsburger Thronfolger, gegen Philipp von Anjou. Als Sieger ging Philipp V. hervor, nun bestrafte er Katalonien für ihre Parteinahme. Barcelona wurde 1714 von den Truppen Philipps besiegt, danach wurden alle katalanischen Institutionen aufgelöst und die katalanische Selbstverwaltung endete. Zum Gedenken an diesen Tag gibt es am 11. September den katalanischen Nationalfeiertag, der „Tag der Kapitulation 1714“ oder „Diada Nacional de Catalunya“ wird seit 1715 begangen.
Seitdem ist Katalonien eine Autonome Gemeinschaft Spaniens, die allerdings im Spanischen Bürgerkrieg 1939 durch Francisco Franco aufgehoben wurde. Zuvor kam es von 1936 bis 1939 in Katalonien zu einer anarchistischen Revolution, es war die einzige geglückte Revolution in der Geschichte Europas. Die Arbeiter übernahmen die Herrschaft in der Wirtschaft, mit über 75 Prozent lag der Prozentsatz sehr hoch. Arbeiterkomitees betrieben Fabriken, Hotels und Restaurants. In seinem Buch „Homage to Catalonia“ beschrieb George Orwell eine Szene während dieser Zeit. Den Status einer Autonomen Gemeinschaft erhielt Katalonien im Jahr 1978 zurück und bekam in der Verwaltung und Gesetzgebung wieder mehr eigene Befugnisse.
Aufgrund der Geschichte und ihrer eigenen Sprache bezeichnen sich die Katalanen als eigene Nation, und zwar als Kulturnation. Die Katalanen weisen neben ihrer gemeinsamen katalanischen Sprache, zusätzliche kulturelle und historische Gemeinsamkeiten auf. Beispielsweise ist die katalanische Flagge gelb und hat vier rote Streifen, ihr Name ist Senyera. In der katalanischen Nationalhymne „Els Segadors“ wird aus Protest im Text ein Aufstand gegen die Machthaber aus Kastilien im 17. Jahrhundert beschrieben. Der Nationalfeiertag weist auf den Verlust ihrer Unabhängigkeit hin. Zum Gedenktag des katalanischen Schutzheiligen Sant Jordi am 23. April werden Rosen und Bücher verschenkt. Dieser Tag wurde von der UNESCO zum weltweiten Ehrentag zu „Ehren der Bücher“ übernommen. Gewählt wurde der 23. April, weil er der Todestag des Dichters Miguel de Cervantes ist. Üblich ist es, dass die Männer ihren Frauen oder Freundinnen an diesem Tag eine Rose schenken, mit einem Buch revanchieren sich die Frauen.
Typisch für Katalonien sind die Bildergeschichten, die Auques oder eine Auca. Dabei wird ein historisches Ereignis, eine Legende oder eine Biografie in satirischer oder humorvoller Form geschildert. Jedes Bild wird von einem zweizeiligen Vers begleitet. Die „Literatura de dil y Tanya“ stellt eine frühe Form der heutigen Comics dar, die Auques sind ein Teil der traditionellen, volkstümlichen Literatur in Katalonien. Die ersten Auques verbreiteten sich im 17. Jahrhundert. Auf einem Bogen befinden sich 48 Kästchen, die eine Größe von 6×6 oder 8×8 Zentimeter haben. Die Bilder werden in die Kästchen gemalt, darunter stehen die Verse.
Sobald die Katalanen zum Feiern zusammenkommen, wird der katalanische Volkstanz Sardana getanzt. Außer in Katalonien wird er noch im französischen Nordkatalonien getanzt. Unter Franco war das Tanzen des Sadarna verboten. Die Struktur des Tanzes ist kompliziert, er besteht aus einer Folge von Tanzsätzen mit kurzen und langen Schritten. Bei den kurzen Schritten halten sich alle Tänze an den Händen, bei den langen Schritten werden die Hände nach oben erhoben. Ein erfahrener Tänzer gibt den Takt, es ist ein 2/4 oder 6/8 Taktmuster, vor. Eröffnet wird der Tanz durch die Musik der Flabiol, es ist eine Einhandflöte. Zu den bekannten Sardanas gehört „La Santa Espina“.
Fast jeder kennt die Castells, es sind die spektakulären Menschenpyramiden, die von katalanischen Mannschaften traditionsgemäß zu hohen Festlichkeiten zustande gebracht werden. Manche sind bis zu zehn Stockwerke hoch, in den oberen Stockwerken sind die Menschen schlanker und jünger. Ein kleines Kind bildet die Spitze des Turms.
Viele bekannte Künstler aus der Musik, Malerei sowie der Architektur kommen aus Katalonien. Beispielsweise sind Salvador Dalí, Joan Miró und Antoni Tàpies i Puig weltbekannte Maler, Joan Brossa war Dichter und Anton Gaudí Architekt. Josep Carreras, Victoria de los Ángeles sowie Montserrat Caballé sind jedem Liebhaber klassischer Musik ein Begriff, aber auch der Cellist Pau Casals, der Komponist Xavier Nugat sowie der Jazz-Pianist Tete Montoliu sind gebürtige Katalanen. Lluís Llach, Maria del Mar Bonet sowie Joan Manuel Serrat sind bekannte spanische Sänger und Liedermacher, auch sie sind Katalanen.