Ungarn hat als Reiseland möglicherweise seit Jahren etwas an Attraktivität verloren, aber der Balaton, der Plattensee, ist immer noch ein lohnenswertes Ziel. Wer im Sommer seine Urlaubswochen an diesem langgestreckten großen Binnensee nicht als Strandferien verbringen möchte, könnte dennoch ein verlängertes Wochenende ganz in der Nähe buchen.
Hévíz – Kurstädtchen mit heißen Quellen
Hévíz selbst ist eine nette kleine Ortschaft, die sich dem Tourismus verschrieben hat und durch das einzigartige Heilbad vor allem von älteren Menschen frequentiert wird.
Der Heilsee in Hévíz ist der größte natürliche, auch biologisch aktive Thermalsee der Welt vulkanischer Abstammung mit Moostorf.
Der See mit einer Fläche von 4,4 ha wird durch heiße Quellen gespeist, die reichlich Mineralstoffe enthalten. Sie entspringen in einer Tiefe von 38 m und in jeder Sekunde erfolgt ein Ausstoß von 410 Liter aus dem Boden, sodass sich das Wasser innerhalb von drei Tagen komplett austauscht. Am südlichen Ende des ovalen Sees fließt das Wasser ab, zuerst in einen Kanal, dann in einen Fluss, der wiederum in den Plattensee mündet.
Die Wassertemperatur sinkt auch im Winter nicht unter 22° C, im Sommer schwimmt man in mehr als 35° C. Wegen der mehrschichtigen Strömung ist die Wirkstoffverteilung gleichmäßig und die Wassertemperatur ist an jeder Stelle des Sees fast gleich.
Wohlbefinden, Beruhigung, Heilwirkung, Entspannung und Genesung stehen in Hévíz an erster Stelle. Nachweislich hat der hydrostatische Druck des Wassers eine wohltuende Wirkung auf den Kreislauf. Das Heilwasser ist reich an gelösten und gasförmigen Stoffen, auf der Körperoberfläche erscheinen kleine mit Gas gefüllte Bläschen und der Auftrieb ist verblüffend. Die feinen Fangopartikel sind als minimale Schwebfracht sichtbar und tun der Haut gut. Das Heilwasser stammt aus dem Pannonischen Meer, das mehrere Zehntausend Jahre alt ist. Wem es gefällt, der kann die rosafarbenen Seerosen am Seeufer durchschwimmen und die wunderschönen Blütenkelche berühren.
Kranke schwören auf die Heilwirkung zur Behandlung von Rheuma und Bewegungsstörungen. Die Stadt wirbt für Kuren, die vorteilhaft für degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, der Gelenke, der Bechterew-Krankheit und der Osteoporose sind. Neben den günstigen Eigenschaften des Heilwassers mit Kohlensäure und Kalzium-Magnesium-Wasserstoff-Karbonat darf man allerdings nicht verschweigen, dass der enthaltene Schwefel den aus der Schule bekannten unangenehmen Geruch fauler Eier verströmt, was aber nicht sehr aufdringlich ist.
Ein umfangreiches Massageangebot ist vorhanden; es gibt Sauna und Ruheräume, Sitzbecken innerhalb des Gebäudes und Sonnenterrassen.
Wer sich nach einem Halbtagesaufenthalt in der Therme noch sportlich betätigen will, der kann die vielfältigen Wanderwege in der Region ausprobieren. Seit Beginn der 1990-er Jahre hat man das Radwegenetz ausgebaut. So kann man in Hévíz Fahrräder mieten und über Keszthely mit dem imposanten Schloss schnell zum Balaton gelangen.
Keszthely – Kleinstadt mit zahlreichen Museen
Keszthely erstaunt durch einen großzügig gestalteten Stadtmittelpunkt und anmutige schlossähnliche Häuser mit Holzschnitzereien an Dachbalken, figuralen Elemente an Fassaden und anderen Stuckarbeiten über Türen und Fenstern.
Niemals vorher sah ich eine solch kleine Stadt mit so vielen Museen.
In Keszthely findet man das Wein- und das Marzipanmuseum, das Puppen- und das Spielzeugmuseum, das Musikautomaten- und Balatonmuseum, das Meierhof-Museum und die Jagdausstellung mit der Historischen Modelleisenbahn, das Kitsch- und Cadillac-Museum, das Radio- und TV-Museum und das Erotische Panoptikum. Touristenmagnet ist allerdings das imposante Schloss Festetics mit dem Schlossmuseum.
Balaton – bedeutendster Steppensee Mitteleuropas
Nach einem kurzen Fußmarsch vom zentralen Platz in Keszthelys Stadtmitte erreicht man den Balaton, den größten See Ungarns, dessen geringe Tiefe eine Durchwärmung erleichtert und der im Sommer eine Wassertemperatur bis über 30 °C haben kann. Das Südufer des Sees ist flach und noch 200 bis 300 m vom Ufer entfernt nur einen Meter tief. Das Nordufer wird von den Weinbergen gesäumt und ein Radweg von 200 km Länge führt einmal um den See herum.
Ein altes Badehaus aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zeugt von einer langen Badekultur am Balaton.