„Du warst noch nie in Dubrovnik? Da musst du hin!“
Wie oft hatte ich diese Aufforderung schon gehört?
Nun denn – heiße Sommertage, freudige Urlaubsgefühle, gespannte Erwartung, voller Tank – auf nach Kroatien.
Auf der gut ausgebauten Maut-Autobahn in Kroatien lässt es sich herrlich dahinfliegen, allerdings nur für diejenigen, die nicht direkt mit dem Flugzeug oder aus dem Süden aus Montenegro bzw. Albanien oder dem Osten aus Bosnien-Herzegowina anreisen.
Eine Fahrt von Norden nach Süden schließt die Besichtigung der Küstenstädte Zadar, Šibenik, Trogir, Split und Omiš als obligatorische Stopps ein, denn diese Küstenorte sind Vorboten für die südeuropäische Atmosphäre mit enger Bebauung, rostbraunen Flachdächern und der wundervollen Mittelmeerflora wie Oleander, Palmen, Orangenbäume, Zypressen und Oliven. Schon diese Städte verströmen den Flair mediterraner Gelassenheit und ich atme die Luft zeitlosen Genusses.
Wie wird es erst in der gepriesenen Stadt Dubrovnik sein?
„Du suchst ein kleines Paradies? Fahr nach Dubrovnik!“
Weiter geht es auf der E71an der kroatischen Küste entlang fast bis Ploče. Wendet man den Blick nach links, staunt man immer wieder über die bergigen Höhen, gespickt mit winzigen Bergdörfern und schmalen Serpentinen.
Am Ende der Autobahn schlängelt man sich auf der Landstraße weiter bis zur Stadt Neum und dem 14 Kilometer langen Küstenstreifen, den das Land Bosnien-Herzegowina sein Eigen nennt. Der Grenzverkehr erweist sich als unproblematisch.
Tiefblaues Meer zur Rechten mit Inseln im Mittagsdunst schenkt dem Herzen eine hüpfende Ungeduld. Sanft gerundete kleine Inselhügel im endlosen Wasser sehen aus wie grün bemooste Panzer schlafender Wasserschildkröten.
Auf der Autokarte verfolge ich den Weg und bemerke erstaunt, dass das Land Kroatien hier im Süden immer schmaler und spitzer wird. Der Nachbar Bosnien-Herzegowina schiebt die gemeinsame Grenze ans Meer, drückt Kroatien quasi ins Wasser.
Die Fahrt ist wie eine fieberhafte Sehnsucht, um endlich ans Ziel zu gelangen.
„Du musst unbedingt einmal nach Dubrovnik fahren!“
Mein Reiseführer verrät, dass Dubrovnik in der Vergangenheit eine Stadt im Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident darstellte und der ehemalige Name Ragusa erst seit 1918 in Dubrovnik geändert wurden. Als Bestandteil des oströmischen Reiches fiel die Stadt später unter die Herrschaft der Venezianer, bevor sie dem ungarisch-kroatischen Reich zugeschlagen wurde.
Beweisstücke letzter gewalttätiger Auseinandersetzungen sind inzwischen renoviert. Die Einschusslöcher der Kampfhandlungen aus den 1990er Jahren an den Häusern sind beseitigt – eine Fotodokumentation erinnert an die kriegerische Zeit der jüngsten Geschichte und es ist unglaublich, dass vor nicht allzu langer Zeit hier geschossen und gefeuert wurden, Häuser gebrannt haben und eingestürzt sind, Menschen starben oder alles verloren. Eine Zeit, die zum Glück vorbei, aber nicht vergessen ist!
Als UNESCO Weltkulturerbe lockt die „Perle der Adria“ heute Tausende von Touristen an.
„Dubrovnik ist eine wundervolle Stadt, fahr’ hin!“
Dubrovnik – endlich am Ziel! Mein erster Gedanke ist, dass es sich anfühlt wie der heiß ersehnte Griff in die geheimnisvolle Spitze einer Schultüte, in der ganz unten das wertvollste Geschenk zum ersten Schultag steckt. Nur ist es nicht mein Schulstart, aber das erste Mal, dass ich diese Stadt im äußersten südlichen Zipfel des Landes Kroatien betrete.
Zu Recht bezeichnet man diesen Küstenort als städtisches Kleinod. Enge Gassen und steile Treppen, mittelalterliches Häusergewirr und Stadttore, Klöster und Patrizierpaläste, Wunschstein und Onofriobrunnen, Kirchen und Fassaden nehmen mich gefangen. Die wie eine Festung umschlossene Altstadt strahlt erhabene Geschichte aus, bezaubert durch seine Terrakottadächer, verwöhnt mit magischen Details, präsentiert eine würdevolle Einheit.
Ein langer Rundgang auf der Stadtmauer offenbart die allerschönsten Anblicke und gewährt die wundervollsten Augenblicke. Mehrere Stunden verbringe ich hoch oben auf dem steinernen Bollwerk wie ein friedlicher Kämpfer. Auch ich schieße – Hunderte von Fotos!
„Dubrovnik ist sehenswert! Fahr los!“