Schon lange bevor ich die Insel Krk zum ersten Mal besuchte, kannte ich sie aus den vielen Kreuzworträtseln, in denen für drei Buchstaben eine „Kroatische Insel“ gesucht wird. Sicherlich ist Krk nicht die einzige Insel, die sich eines Palindroms als Namen rühmen kann, allerdings ist es für mich eines der schönsten Wortspiele.
Krk ist ein Name, der uns Deutschen das Aussprechen schwer macht, denn Wörter ohne Vokale sind für uns undenkbar. So fügen sehr viele Deutsche zwischen „r“ und „k“ ein deutliches „e“ ein und fahren im Sommer auf die Insel „Krek“. Von Einheimischen kann man sich dann erklären lassen, dass in der Originalsprechweise ein nahezu unhörbares, aus dem Rachenbereich gehauchtes „e“ hinter das erste K gefügt wird.
Krk ist die erste erreichbare Insel in der Kvarner Bucht und liegt vis-à-vis von Rijeka. Ca. 18000 Menschen leben in 68 besiedelten Orten. Durch eine Brücke, die in einer Richtung kostenpflichtig ist und ca. 6 Euro kostet, ist die Insel mit dem Festland seit 1980 verbunden. In den Sommermonaten verkehrt eine Fluglinie zum Flughafen auf Krk.
Mondlandschaftartige Steinhügel sind der erste Eindruck für den Besucher beim Betreten der Insel. An den Straßenrändern illuminiert die Sonne feurige Böden der Terra Rossa, die sich an den Ufern zwischen dem klüftigen Gestein wiederfinden.
Die Karstinsel bietet relativ wenige Möglichkeiten zur Landwirtschaft, so dass die Einwohner schon seit Jahrhunderten die kargen Böden zur Zucht von Schafen nutzen, um Wolle, Fleisch und Käse zu erwirtschaften. Olivenbäume werden in kleinen Hainen, die durch handgeschichtete Steinmäuerchen separiert sind, an vielen Stellen der Insel kultiviert.
Die beiden Urlauber-Jahreszeiten
Der Tourismus ist vermutlich der größte Wirtschaftsfaktor für die kroatischen Inselbewohner.
Wie auf allen kroatischen Inseln und an der Küste tobt im Sommer das Leben an überfüllten steinigen Stränden, in übervollen Bars und auf betonierten Uferliegeplätzen. Parkplätze sind ununterbrochen belegt, die Schlangen an Supermarktkassen ellenlang und die Preise hoch.
Im Februar allerdings findet man fast alle Hotels, Cafés, Resorts und Läden in der Winterpause. Der Besucher sieht geschlossene Fast-Food-Buden, verriegelte Villen, verwaiste Souvenirläden, geisterhafte Apartmentanlagen, verrammelte Bars, geschlossene Türen an nahezu allen Shops und verlassene Tourismusagenturen.
Dafür spendiert die Insel leere Uferpromenaden, freie Bänke mit Blick aufs Meer, absolute Ruhe und Verlassenheit – ein Dorado für den Naturliebhaber und den Ruhe Suchenden.
Je nach Wetterlage sind zu dieser Zeit bei 7 ° C bis 12 ° C das Wandern, Spazieren und Radfahren eine wunderbare Freizeitbeschäftigung: keine störende Hitze, keine überfüllten Straßen und keine verdreckten Wegränder. Stumme Nadelwälder scheinen während meiner Wanderungen über die öden Hügel meine Gedanken und Lieder aufzunehmen und zu bewahren. Wenn in der Ferne der Blick auf das schroffe Küstengebirge mit Schneehaube fällt und man selbst im Sonnenschein an klüftigen Ufern entlang schlendert, dann senkt sich Frieden auf die Seele. Bewaldete Ufer mit ihren hellen Steinkragen wirken wie auf die stille Wasseroberfläche geklebt.
Friedliche und abgeschiedene Orte
Dass Menschen in Baumrinden Buchstaben ritzen und an besonderen Sehenswürdigkeiten Namen an die Wände schreiben, ist bekannt, aber dass sich Personen in unwirtliche und abgeschiedene Bergzüge wagen und in Riesenlettern Kürzel, Namen und Zeichen mit großen Steinbrocken auf den kargen Boden legen, sah ich hier zum ersten Mal.
Kleine beschauliche Ortschaften an der Küste schmiegen sich in Buchten und die Boote in den Häfen wiegen sich in ihrer Winterpelerine im seichten Wellengang des Meeres in den Schlaf. Alles plätschert so gemütlich dahin!
An einsamen Stränden entlang genießt man den Farbkontrast zwischen türkisblauem Wasser und hellem Uferbereich. In wild romantischen Buchten sammelt man mutterseelenallein besondere Steine und man kann der Bora lauschen, die ein rauschendes Meereskonzert komponiert.
Und in den schmalen lautlosen Gassen der Orte hört man nur seine eigenen Schritte und die Häuser scheinen näher zusammenzurücken, um sich Geheimnisse zu erzählen.
In den Dörfern in Hanglage winden sich die ausgestorbenen engen Straßen um „tote“ Häuser und die Zeit scheint still zu stehen, bis die Sommermonate die Touristen in Weinkeller, Bistros, Strandbars, Buffets, Tauchschulen, Pizzerien, Galerien, Restaurants, Eiscafés und Märkte locken und der Lärm sich multipliziert.