Geschichte in Kürze
Im 2. Jahrhundert vor Christus wurde die Stadt von einigen Tausend römischen Veteranen gegründet und entwickelte sich zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt bis ins hohe Mittelalter. Aquileia war der Endpunkt der Bernsteinstraße und wurde auch durch die Glasindustrie bekannt. Eisenverhüttung und Schiffswerften entstanden, die günstige Lage in Meeresnähe diente als Bollwerk gegen die „Barbaren“.
Mit der geistigen Blüte durch das Christentum erhielt Aquileia im 3. Jahrhundert große Bedeutung und entwickelte sich zu einer unbeschreiblich großen Ansiedlung unter dem Patriachat berühmter Bischöfe.
Im Jahr 452 wurde die Stadt vom Hunnenkönig Attila zerstört und damit setzte sich der Abstieg Aquileias fort. Die unsichere Lage an einem versandeten Hafen wurde zugunsten der vorgelagerten Laguneninsel Grado aufgegeben. Endgültig verlor Aquileia seine Vorherrschaft, als Venedigs Macht und Aufstieg sich unaufhaltsam fortsetzte.
Aquileia war groß und prominent in der Antike und mit ca. 100.000 Bewohnern im 2. Jahrhundert nach Christus eine der weltweit größten Städte. Heute zählt die Stadt nicht einmal mehr 3500 Einwohner und ist von Triest ca. 50 km und von Udine etwa 40 km entfernt. Das Meer liegt in 10 km Entfernung.
Sehenswürdigkeiten mit Überraschungseffekt
Besonders im Sommer setzt man auf steigende Touristenströme, die die Kunstschätze einer der reichsten Städte des frühen Römischen Reiches besichtigen möchten.
Betritt man die heutige Ausgrabungsstätte, passiert man zunächst den ehemaligen Hafenbereich. Hier kam ich mir vor wie in einer entrückten Märchenszene, transportiert an eine einsame verwunschene Stätte inmitten einer grün überzogenen Welt. Unvorstellbar, dass der moosgrüne schmale Kanal einmal zu einem sehr wichtigen Hafen gehört haben soll!
Im restaurierten Teil der alten Stadtanlage prunkt die Basilika mit dem Campanile, vor ihr ein Zeugnis und Symbol der einstigen Bewohner: eine Statue von Romulus und Remus mit der Wölfin.
Die Flachdachbasilika ist wundervoll restauriert und im dreischiffigen Innenraum stellen die beeindruckenden Mosaiken die bedeutendsten frühchristlichen Fußböden Italiens vom Anfang des 4. Jahrhunderts dar.
Verschlungene Ornamentik und geometrische Dekorationen versetzen den Besucher ebenso in Staunen wie figürliche Darstellungen, Abbildungen aus der Tierwelt und vor allem religiöse Motive.
Bewundernswert ist ein Teil der goldfarbigen Decke mit dem Lamm Gottes inmitten kleiner Kassetten mit Sternen. Die Fresken entstammen unterschiedlichen Entstehungsperioden.
Ausgrabungen unter dem Boden der Kathedrale zeigen alte Fundamente einer früheren Kirche. Unter dem Presbyterium befinden sich u. a. Reliquien und Gebeine und eine Zyklusdarstellung über die Ursprünge des Christentums in Aquileia.
Unglaublich für mich ist, dass nach großem religiösem Einfluss eine solche Stätte bis zur Bedeutungslosigkeit versinken kann. Zwei Museen geben Einblick in die Fundstücke der umfangreichen Ausgrabungen, Inschriften und Statuen. Erstaunt hat mich, dass Aquileia auf der Liste des Weltkulturerbes steht.
Besichtigungsende mit Tiefsinn
Am Ende dieses Sommertages führt mein Weg beim Verlassen der kleinen Stadt an Feldern vorbei, die meinen Blick fesseln. Wie schlanke römische Soldaten in Einheitsuniform stehen glatte Stämme in einer fast kriegerischen Formation. Es mutet wie eine Paradeaufstellung an, so als müssten die hölzernen Krieger die Reste einer vergangenen Welt bewachen, als seien auch sie erstarrte Zeugen einer grauen Vorzeit.